
„Wir brauchen ab morgen für drei Tage zwei Dolmetscher für
interaktive Workshops, die auch in Amerika und Asien mitgehört werden. Kriegen Sie
das von Ihrem Büro aus hin?“ - Ja klar! Wenn
man weiß, was man beim Online-Dolmetschen (oder Dolmetschen über das Internet,
oder Remote-Dolmetschen) beachten muss, kann man auch solche Kundenwünsche
erfüllten, und zwar so, dass der Kunde bekommt, was er braucht.
In diesem Fall saßen die Teilnehmer und Moderatoren an
unterschiedlichen Orten, und die Zuhörer waren auf allen Kontinenten der Welt
verteilt. Wir Dolmetscherinnen konnten gemeinsam von meinem Büro aus arbeiten. Dazu
verwandelte es sich in eine große, luftige Dolmetschkabine mit zwei Laptops,
einem zusätzlichen Bildschirm, den Mobiltelefonen als Notlösung für den Fall einer
Unterbrechung der Internetverbindung, und gemütlichen Bücherregalen und Grünpflanzen.
Meine Kollegin und ich saßen – sogar mit Abstand – nebeneinander am
Schreibtisch und konnten damit so arbeiten wie in einer ganz normalen
Dolmetschkabine.
Positiv bleibt festzuhalten, dass alles sehr gut funktionierte.
Die Technik und Software arbeitete zuverlässig, die Internetverbindung
ebenfalls, und ganz unabhängig davon, wo auf der Welt die Zuhörer saßen,
konnten alle deutlich und klar hören, was gesprochen wurde.
Allerdings wurden auch die Grenzen dieser Art zu arbeiten
deutlich. Nach fünf Stunden ist man – wahrscheinlich nicht nur als Dolmetscher –
trotz der Pausen genau so erschöpft wie nach einem Achtstundentag in der
Dolmetschkabine vor Ort. Es ist ein Unterschied, ob man auf einen Bildschirm
schauen und Emotionen von einem lebendigen Bild ablesen muss, oder ob man vor
Ort alles direkt erleben kann.
Kennt und respektiert man die Grenzen, die das Online-Dolmetschen
mit sich bringt, können solche Einsätze sehr erfolgreich sein. Unser Kunde war
sehr zufrieden, und uns wurde bestätigt, dass man auch unter diesen neuen
Arbeitsbedingungen gute Leistung erbringen kann.