Keine Frage: Künstliche Intelligenz hat
riesige Fortschritte gemacht und wird bereits erfolgreich für Übersetzungen
eingesetzt. Auch das Dolmetschen soll irgendwann von den Maschinen übernommen
werden. Erste Versuche der Umwandlung von Sprache in Text oder Software, die die
Lippen von Sprechern mitliest, haben relativ brauchbare Ergebnisse geliefert.
Dementsprechend gibt es viele Berichte in den
Medien, die das Ende der Tätigkeit als Übersetzer und Dolmetscher beschwören. Aber
ist dem wirklich so?
Künstliche Intelligenz ist ein wunderbares
Werkzeug für routinemäßige Aufgaben und als Hilfsmittel für Dinge, die wir ohne
sie nicht anbieten könnten. Sie erleichtert unser Leben und ist in der
Freizeit, z.B. auf Reisen in einem Land,
dessen Sprache wir nicht lesen oder sprechen können, ein wunderbares
Hilfsmittel. Im beruflichen Kontext ist KI nicht mehr wegzudenken und für
Übersetzer vielfach ein gutes Werkzeug – aber auch nicht mehr als das.
Denn: Was durch KI erstellt wurde, muss von Menschen
überprüft werden. Die so genannte KI ist maschinelles Lernen. KI kann keine
Inhalte in der Tiefe durchdenken. KI hat keine Empathie und kann sich nicht in
Menschen und Situationen einfühlen. Und KI kann nicht wie Menschen
improvisieren, wenn etwa bei einem Dolmetscheinsatz die Technik ausfällt.
Wir wissen nicht genau, wie die Algorithmen
hinter der KI arbeiten, über welche Server die verarbeiteten Inhalte laufen und
wer ggf. mitlesen oder mithören kann. Die mit der KI zusammenhängenden
rechtlichen Fragen wie z.B. die nach dem Urheberrecht sind nach wie vor
ungeklärt.
Aus diesem Grund bin ich persönlich sicher,
dass es immer Bereiche geben wird, in denen Menschen der Maschine vorgezogen
werden. Überall dort, wo sensible Daten und Themen besprochen werden und es auf
Verschwiegenheit ankommt, wie z.B. in Aufsichtsratssitzungen von Firmen, werden
Menschen gebraucht. Macht die Technik nicht, was sie tun soll, sind es Menschen
– Dolmetscher -, die die Konferenz retten.
Deshalb nehme ich Berichte über meinen angeblich aussterbenden Beruf gelassen.